In Zeiten von sozialen Netzwerken und einer Ära der digitalen Wissensvermittlung über das Internet wird das Thema freie Bildungsressourcen besonders für die universitäre Lehre immer wichtiger. Wissen soll einer möglichst großen Anzahl an Menschen kostenlos zur Verfügung stehen. Die Universität Graz schlägt diesen Weg ein und ebnet ihn für „Open Educational Resources“.
Mit der Verleihung des diesjährigen E-Learning-Champion (ELCH) am 29. November 2017 honorierte die Uni Graz Bestrebungen von Lehrenden, die in diese zukunftsweisende Richtung arbeiten. Zum letzten Mal: Ab 2018 soll er mit dem Lehrpreis als „Digitale Lehre: Ausgezeichnet!“ verliehen werden. Jörg Schrittwieser vom Institut für Chemie konnte seiner Initiative, interaktives Lernmaterial für seine Vorlesung anzufertigen, überzeugen und wurde mit dem E-Learning-Champion ausgezeichnet. Schrittwieser gab sich beispielsweise selbst die Hausaufgabe, detaillierte Videos von chemischen Reaktionen aufzuzeichnen (siehe unten). Als externes Jurymitglied und Laudator für die Anerkennungspreise konnte Leonhard Dobusch von der Universität Innsbruck gewonnen werden.
„Lehrende haben beim ELCH die Möglichkeit, ihre Leistungen und Materialen sichtbar zu machen“, erklärt Michael Kopp, Leiter der Akademie für Neue Medien und Wissenstransfer, die den Preis vergibt. Unterstützung kommt vom zuständigen Vizerektor Martin Polaschek. Sieben Projekte wurden eingereicht, eine Fachjury, in die auch ein externes Mitglied einbezogen war, kürte dann das Siegerprojekt. Anerkennungspreise gab es für Georg Jäger und Manfred Füllsack vom Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung sowie für Elke Höfler, Lehrbeauftragte am Institut für Romanistik. Der Hauptpreis ist mit 3000 Euro, die Anerkennungspreise sind mit jeweils 500 Euro dotiert. Das Geld soll für die Weiterentwicklung der Projekte verwendet werden.
Das Siegerprojekt
Videos von Reaktionsmechanismen, Vorlesungsaufzeichnungen sowie ein Karten- und Online.Quizspiel: Jörg Schrittwieser hat eigenständig am Institut für Chemie innovative Lern- und Lehrmaterialien für die Vorlesung „Organische Chemie“ nach dem Gedanken von freien Bildungsressourcen gestaltet. Einige Inhalte sind online abrufbar und können von Studierenden und Interessierten kostenlos konsumiert und verteilt werden. Das Angebot wird ständig erweitert. quizlet.com
Anerkennungspreise
Weg vom Einzelkämpfertum, hin zum gemeinsamen Lehren und zur Nutzung freier Unterlagen für den Didaktik-Unterricht: Für das Proseminar „Zeitgemäßer Fremdsprachenunterricht zwischen Open Educational Resources und offenen Methoden“ hat Elke Höfler ein Konzept entwickelt, das nach den Grundsätzen Verwahren/Vervielfältigen, Verwenden, Verarbeiten, Vermischen und Verbreiten aufgebaut ist. Zukünftige LehreInnen sollen den Open-Resources-Gedanken erfahren und neue Methoden generieren.
Mit „USW Computational Basics“ betreiben Georg Jäger und Manfred Füllsack, beide vom Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung, eine Lehrveranstaltung, an der Studierende mit unterschiedlichen Programmierniveaus teilnehmen können. Das Skriptum steht unter einer Creative Commons Lizenz, ist auf einer Webseite verfügbar und so konzipiert, dass Interessierte ohne den Besuch der Lehrveranstaltung die Programmiersprache Python erlernen können. Die entwickelten Unterlagen sind gleichzeitig auch Lehrmaterialien und können – frei nach Open Educational Resources – verwendet und verändert werden.
"Freie Bildungsressourcen sind an der Uni Graz ein zentrales Thema geworden. Gemeinsam mit der Uni Wien, der TU Graz und der Innbrucker Uni arbeiten wir in einem HRSM-Projekt an der Gestaltung von freien Lernmaterialien für das Aufnahmeverfahren von zugangsgeregelten Studien. Ab 2019 sind wir verpflichtet, diese Literatur frei und öffentlich für StudienplatzanwärterInnen zur Verfügung zu stellen. Initiativen wie der ELCH unterstützen das Vorhaben", betont Vizerektor Martin Polaschek.