Die Wenigsten wissen, dass bei einem Latte Macchiato hydrodynamische Strömungen mitmischen. „Sie sorgen dafür, dass sich nach einigen Minuten die drei Schichten aus Milch, Espresso und Milchschaum selbstständig vermengen und zu einer Flüssigkeit werden“, erklärt Philipp Spitzer den Vorgang. Der Chemiker und Physiker arbeitet an der Universität Graz gemeinsam mit Studierenden an der Sichtbarmachung und einfachen Erklärung naturwissenschaftlicher Phänomene für LaiInnen. In den Lehrveranstaltungen für Chemiedidaktik werden die Inhalte in Form von Videos und Grafiken generiert und auf der Webseite des Projekts „SpottingScience“ publik gemacht. Ziel ist es, im öffentlichen Raum und im Grazer Stadtgebiet Wissens-Stationen zu verankern, über die Interessierte Forschungs-Inhalte leicht verständlich mit dem Smartphone abrufen können. So wurde zum Beispiel an der Covid-19-Teststation der Opernapotheke am Grazer Tummelplatz eine Grafik-Strecke errichtet. Dort wird erklärt, wie Antigen-Schnelltests eigentlich funktionieren.
Wie viel Physik steckt im Latte Macchiato?
Angefangen hat alles am Rothaarsteig, einem Wandergebiet in Deutschland zwischen Frankfurt und Köln. Dort hat Spitzer, der damals noch an der Universität Siegen unterrichtet hat, in Kooperation mit der Forstverwaltung einen Lehrpfad mit Geocaching im Wald integriert. WanderInnen können auf diesem Wege wertvolle Informationen über chemische Prozesse erfahren. „Warum brennt eine Brennnessel nicht, wenn man langsam mit der Hand die Blätter anfasst, war zum Beispiel ein Thema, das wir behandelt haben“, erklärt der Chemiker. Über Wien ist Spitzer dann nach Graz gekommen, und er hat die SpottingScience-Initiative mitgebracht. Aktuell ist er im Gespräch mit der Tourismusregion Dachstein. So soll um die Bergstation der Dachstein-Seilbahn in 2700 Meter Seehöhe mehrere ScienceSpots zu naturwissenschaftlichen Phänomenen am Gletscher und Berg entstehen.
Bierdeckel to go
Und für BierliebhaberInnen haben angehende ChemielehrerInnen in den Lehrveranstaltungen Bierdeckeln entworfen. Darauf wird zum Beispiel erklärt, weshalb sich im Bier Bläschensäulen bilden. Wissenschaftskommunikation ist das eine, was SpottingScience vorhat. Spitzer möchte aber mit diesen Projekten vor allem seine Studierenden darin motivieren, Wissen prägnant mittels digitaler Technologien für den Schulunterricht aufzubereiten.
Und wie ist es nun bei der „milden“ Brennnessel. „Ganz einfach“, erklärt der Chemiker. „Beim langsamen Streichen bricht die Spitze der Brennhaare ab und sticht in die Haut. Die Folge ist, dass Ameisensäure und Neurotransmitter in die Haut gelangen und es brennt. Beim schnellen Anfassen, zerstört man das ganze Brennhaar, die Spitze sticht nicht und die chemischen Substanzen gelangen nur auf die äußere Hautschicht. Davon merkt man dann aber nichts, da die Haut auch eine gute Schutzschicht ist.“
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