Was bringt hochwassergefährdete Haushalte dazu, Schutzmaßnahmen zu ergreifen? Diese Frage beantwortete Philipp Babcicky im Rahmen seiner Dissertation und lieferte damit wertvolle Hinweise für die Risikokommunikation. Der Umweltsystemwissenschafter ist einer von drei DoktorandInnen der Universität Graz, die am 5. Dezember 2018 für ihre Dissertation mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) ausgezeichnet wurden.
Motivation zur Vorsorge
lm Hochwasserschutz gilt private Eigenvorsorge als Schlüsselfaktor, um die Resilienz – die Widerstandsfähigkeit – gefährdeter Haushalte zu erhöhen. Neben individuellen Gebäudeschutzmaßnahmen können Haushalte auch als Kollektive gemeinsam gegen die Risiken vorsorgen. Philipp Babcicky, Forscher im Doktoratskolleg Klimawandel, untersuchte in seiner von Alfred Posch betreuten Arbeit, welche Faktoren das Vorsorgeverhalten beeinflussen. Was er herausfand, überrascht: „Die Ergebnisse zeigen, dass – entgegen den Erwartungen – das wahrgenommene Hochwasserrisiko Haushalte nicht dazu veranlasst, Schutzmaßnahmen zu setzen. Stattdessen führt höheres Risikobewusstsein zu psychologischen Abwehrmechanismen und damit zur Rechtfertigung für Nicht-Handeln“, fasst Babcicky zusammen. Den größten Einfluss auf das Vorsorgeverhalten hat, so die Studie, die Einschätzung der Wirksamkeit und Kosten von Schutzmaßnahmen. Außerdem könnten, so Babcicky, Frustration, vergangene Hochwasserkatastrophen und öffentliche Anreize zur Entstehung von lokalen Bottom-up-lnitiativen führen, die viele verschiedene risikomindernde Aktivitäten setzen.
Nötigung statt Verführung
Einen Award of Excellence des BMBWF erhielten auch die Theologin Daniela Feichtinger und der Chemiker Niklas Zwettler.
Feichtinger widmete sich der alttestamentlichen Erzählung vom hebräischen Sklaven Josef, der in Agypten von der Frau seines Herrn Potifar bedrängt und – da er sich weigert – von ihr des sexuellen Übergriffs bezichtigt und letztlich inhaftiert wird. In ihrer exegetischen und literaturvergleichenden Untersuchung, betreut von Irmtraud Fischer, plädiert die Theologin für die Deutung der Geschichte als ,,Nötigung eines rechtlosen Fremden, im Gegensatz zu den Darstellungen einer Verführung in barocken Gemälden.
Saubere Chemie
Niklas Zwettler beschäftigte sich in seiner von Nadja Mösch Zanetti betreuten Dissertation mit der grundlegenden Frage, ob und wie bioinspirierte molybdänhaltige Verbindungen mit molekularem Sauerstoff reagieren. Molybdän sorgt in biologischen Katalysatoren dafür, dass ein Sauerstoffatom in ein anderes Molekül eingebaut wird. Diese Reaktion ist auch in technischen Prozessen von hoher Bedeutung. Bisher werden als Quelle für das Sauerstoffatom wenig umweltfreundliche Oxidationsmittel verwendet. Zwettler suchte einen Weg, nur umweltfreundlichen und erneuerbaren Luftsauerstoff (O2) einzusetzen. Er stellte sogenannte bioinspirierte Molybdänverbindungen her, die mit Luftsauerstoff reagieren und diesen binden. Eine weitere Veränderung der chemischen Umgebung des Molybdäns erlaubte es schlussendlich, die Sauerstoffatome von 02 auf bestimmte andere Moleküle zu übertragen.
Österreichische Universitäten haben die Möglichkeit, einmal im Jahr herausragende Dissertationen aus ihren Reihen für den Award of Excellence, der vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung vergeben wird, zu nominieren. Der Preis wird seit 2008 an die 40 besten AbsolventInnen von Doktoratsstudien der wissenschaftlichen und künstlerischen Universitäten des vergangenen Studienjahres vergeben.