PFAS kommen in Textilien, Feuerlöschern oder Papierprodukten vor und wurden über Jahrzehnte eingesetzt, beispielsweise als Nässeschutz oder Löschmittel. Doch die Folgen werden erst seit wenigen Jahren untersucht. Sie stehen in Verdacht, Krebs auszulösen, können die Leber schädigen und auch zu Fortpflanzungsproblemen führen.
Ab welchen Mengen das gesundheitliche Folgen hat und welche, ist allerdings bisher unbeantwortet. „Bei den toxikologischen Daten hinken wir derzeit leider noch hinterher“, erklärt die Forscherin Viktoria Müller.
Ewige Chemikalien
Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, nach Rückständen dieser als „forever chemicals“ bezeichneten Stoffe zu suchen. Die in Ungarn geborene Wissenschaftlerin studierte an der University of Aberdeen in Schottland. Jörg Feldmann, Professor für Analytische Chemie an der Universität Graz, inspirierte sie zur Forschung an PFAS und brachte sie an die Universität Graz.
Müller konnte bereits nachweisen, dass Rückstände der Stoffe in der Mur zu finden sind. Nun konnte Müller zeigen, dass auch Skigebiete in Südösterreich mit diesen langlebigen Umweltgiften belastet sind.
Konkret hat Müller gegen Ende der Skisaison (März/April) Proben von Schnee, Schmelzwasser und Boden mehrerer Skigebiete. Die Probensammlung in den Skigebieten wurde durchaus kritische beäugt, sagt Müller: „Im Winter wurden wir öfter gefragt, warum wir Proben nehmen.“ Im Sommer habe sich darüber jedoch niemand gewundert.
Rückstände
Sowohl im Schnee als auch im Schmelzwasser Rückstände von PFAS in unterschiedlicher Konzentration finden. Die Ursache: Gewisse Sorten von Skiwachs mit Fluorverbindungen. „Fluorierte Wachse werden üblicherweise verwendet, wenn der Schnee etwas matschig ist.“, erklärt die Chemikerin. „Sie sorgen für eine bessere Gleitfähigkeit. Bei eisigen Pisten bietet sie keinen Vorteil“
Auch im Boden konnte sie in allen Gebieten Rückstände der Fluorverbindung finden. Wobei sich die Art der PFAS von jenen im Wachs unterschieden. Müller schlussfolgert daraus, dass die Stoffe in der Natur umgewandelt werden. Und nicht alle diese Abbauprodukte können gemessen werden. „Aber nur, weil wir sie nicht messen können, heißt das nicht, dass sie nicht vorhanden sind und negative Auswirkungen auf die Umwelt haben könnten“, erklärt die Forscherin.
Denn auch Pflanzen können diese PFAS aus dem Boden aufnehmen. Und über das Gras kommen die Stoffe dann im Sommer in die Weidetiere wie Rinder und Schafe. Und über Milchprodukte können diese toxischen Abbauprodukte dann auch in die menschliche Nahrungskette gelangen. Müller will nun an der Universität Graz weiter zu den Folgen des Einsatzes von PFAS forschen.
Publikation
Per and polyfluoroalkylated substances (PFAS) target and EOF analyses in ski wax, snowmelts, and soil from skiing areas. Viktoria Müller, Larissa Cristine, Andrade Costa, Filipe Soares Rondan, Eleonora Matic, Marcia Foster Mesko, Andrew Kindnessad and Jörg Feldmann
https://pubs.rsc.org/en/content/articlelanding/2023/em/d3em00375b