Ein Strahl aus Feuer schießt aus dem Flammenwerfer und trifft auf eine Wand von kalten CO2-Nebeln aus der Eiskanone: Dieses heiß-kalte Furioso war der Auftakt für die chemische Weihnachtsvorlesung „Fire and Ice“, zu der die Universität Graz Schüler:innen und Chemiebegeisterte aus der ganzen Steiermark ins Grazer Schauspielhaus einlud.
Der Chemiker Philipp Spitzer und seine Studierenden zeigten dabei, dass Chemie alles andere als trocken ist, sondern viel mehr mit viel Spaß und Begeisterung erlernt werden kann. Zusammen mit Gästen führten die Studierenden insgesamt elf Experimente auf der Schauspielhaus-Bühne auf, stets unter dem wachsamen Auge der Feuerwehr und der Intendantin Andrea Vilter: „Flammen auf offener Bühne sind für uns etwas Neues, und eigentlich sogar verboten“, erklärte die Hausherrin. „Aber es ist schon aufregend!“ Philipp Spitzer kann beruhigen: „Wir Chemiker sind gut im Löschen“.
Denn explosive chemische Experimente sind auch auf der Universität nicht ungewöhnlich, sagt Rektor Peter Riedler während der Begrüßung. „Bei uns kann es schon mal krachen.“ Was die Gastgeber:innen besonders freut, das Haus war ausverkauft: „Wir sind hier in einem Saal voller junger Menschen und vereinen hier den Zauber der Chemie und des Theaters.“
Vortritt für Schüler:innen
Mit den Schüler:innen startete dann die Vorführung. Via Social Media konnten junge Chemie-Fans ihre Experimente einreichen. Gewonnen hat der Feuertornado des BG Bruck an der Mur, der von den Studierenden der Universität Graz noch aufgemotzt wurde. Einen Ausflug in die Physik boten Ingrid Krumphals von der PH Hochschule Steiermark und Thomas Plotz von der KPH Wien/Krems, die Essiggurken zum Leuchten brachten.
Dass in der Chemie nicht alles immer so klappt, wie man sich das vorstellt, konnte man beim Experiment „gefrorene Seifenblasen“ live miterleben. Mit Trockeneis gefroren die filigranen Kugeln zwar binnen Kürze. Doch kaum herausgenommen, platzten die Gebilde. Es war einfach zu warm auf der Bühne.
Richten sollte es ein blonder Engel (mit Bart), der über der Bühne schwebend Seifenblasen aus Methan machte. Das Ziel: ein spektakulärer Feuerball. Doch schon bei der Probe klappte das nicht. Bis kurz vor der Aufführung versuchten die Studierenden dann das Rezept der Lauge zu verbessern. Und tatsächlich: Beim letzten Anlauf ging die mit Gas gefüllte Blase in einem lauten Krachen in Flammen auf.
Mit Trockeneis wurde anschließend auch gezeigt, wie gefährlich Magnesium-Brände sind, die als „Bengalische Feuer“ bei so manchem Fußballfan beliebt sind. Eindrucksvoll bewiesen die Studierenden auf der Bühne, wie schwer das Mineral zu löschen ist. Philipp Spitzer brachte es kurz auf den Punkt: „Bengalische Feuer haben im Fußball wirklich nichts zu suchen.“
Spaß mit Stickstoff
Nach der Pause lernte das Publikum, dass es keine Gaumenfreude ist, wenn man Weihnachtskekse in flüssigen Stickstoff tunkt. Vielmehr kann man damit in Kombination mit kochendem Wasser eindrucksvolle Nebelschwaden erzeugen. Für Schnee reicht es aber nicht. Um zumindest das Gefühl von Schneefall zu vermitteln, griffen die Studierenden zu flüssiger Sauerstoff in Kombination mit einem in Alkohol getränkten Wattebausch. Ein Knall! Und schon flogen kleine Flocken durch die Luft.
Markus Prechtl von der TU Darmstadt zeigte im Anschluss, wie Carl Auer von Welsbach im 19. Jahrhundert den Zündstein entdeckte, der heute in vielen Feuerzeugen verbaut ist. Anschließend kam ein Experiment, das die Schüler:innen auch zu Hause nachmachen können. Was man dazu benötigt: Frische Äste von Kastanien- oder Eschen, Wasser und Ultra-violettes -Licht. In Kombination entstehen nahezu mystische Lava-Lampen-Effekte.
Salze statt Sprecheder Hut
Wie nahe Chemie und Magie liegen, zeigten Studierende, indem sie die Auswahl-Zeremonie aus Harry Potter nachstellten. Der Magische Hut wurde durch verschiedene Salze ersetzt, die in den Farben der vier Häuser aus der Romanreihe verbrannten.
Heiß her ging es auch, als mit Bärlappsporen experimentiert wurde. Das Pulver ist hochexplosiv und eignet sich hervorragend für Effekte wie Feuerspucken.
Während all der Experimente stand im Hintergrund stets ein Schlagzeug. So mancher fragte sich während der Aufführung: Warum? Die Antwort folgte zum Schluss. Flammende Stöcke und laute Trommeln bildeten das Finale des zauberhaften Abends voller Chemie.