Ob Plastik oder Pillen, Kosmetik oder Kunstfasern: Die Industrie benötigt für ihre Herstellung nach wie vor große Mengen an Erdöl. Zwei Wissenschafterinnen der Uni Graz haben nun eine umweltfreundliche Methode entwickelt, die als Kohlenstoffquelle das Treibhausgas CO2 anstatt der nicht erneuerbaren fossilen Stoffe verwendet. Die Forschungsergebnisse wurden in der heute erschienenen Druckausgabe des Fachjournals Angewandte Chemie veröffentlicht.
Mit einem internationalen Team haben Dr. Tea Pavkov-Keller vom Institut für Molekulare Biowissenschaften und Dr. Silvia Glück-Harter vom Institut für Chemie der Uni Graz Enzyme gefunden, die für die so genannte Biokatalyse eingesetzt werden können. Dieses Verfahren nutzt solche Substanzen aus der Natur anstatt giftiger Chemikalien. Die Wissenschafterinnen haben die Strukturen mittels Kristallografie und Kryo-Elektronenmikroskopie entschlüsselt und die Wirkungsweise der neuen Hilfsstoffe erforscht. „Diese Biokatalysatoren benötigen einen erst kürzlich entdeckten Cofaktor, um das Kohlendioxid an einer bestimmten Stelle von aromatischen Verbindungen zu fixieren“, beschreibt Glück-Harter. So kann das Treibhausgas CO2 gewissenermaßen recycelt und für die klimaschonende Produktion eingesetzt werden.
Die Forschungen wurden vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF sowie vom Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) unterstützt.
Publikation:
Stefan E. Payer, Stephen A. Marshall, Natalie Bärland, Xiang Sheng, Tamara Reiter, Andela Dordic, Georg Steinkellner, Christiane Wuensch, Susann Kaltwasser, Karl Fisher, Stephen E. J. Rigby, Peter Macheroux, Janet Vonck, Karl Gruber, Kurt Faber, Fahmi Himo, David Leys, Tea Pavkov-Keller, Silvia M. Glueck: „Regioselective para-Carboxylation of Catechols by a Prenylated Flavin Dependent Decarboxylase“, Angewandte Chemie International Edition 2017, 56, S. 13893–13897
DOI: 10.1002/anie.201708091
Montag, 23.10.2017