Kann man Gletscherwasser trinken? Was ist die schwarze Schicht auf dem Eis? Auf diese und weitere Fragen fanden rund 150 Schüler:innen aus Kärnten und der Steiermark in der letzten Schulwoche am Dachstein beim zweiten Outdoor-Gletscherlabor der Universität Graz eine Antwort. Dieses besondere Klassenzimmer am Eis ist das Ergebnis des gemeinsamen Erasmus+-Projekts „GlacierXperience“ der Chemie- und Geographie-Didaktiker:innen der Universitäten Siegen, Tromsø und Graz. Ziel ist es, das Thema Gletscher in den naturwissenschaftlichen Unterricht zu integrieren und direkt erlebbar zu machen.
„Mit unserem Outdoor-Labor wollen wir den Jugendlichen hier am Gletscher die naturwissenschaftlichen Grundlagen zum ewigen Eis vermitteln“, sagt der Chemie-Didaktiker Philipp Spitzer von der Uni Graz. „Überraschenderweise ist das Wissen über Gletscher auch bei Jugendlichen in Österreich gering“. Gefördert wurde das diesjährige Outdoorlabor im Rahmen von EU-Horizon und der European Researchers Night „Life is Science“ (www.lifeisscience.at). Durch die Unterstützung der Ramsauer Verkehrsbetriebe entfiel zudem die Mautgebühren für die Schüler:innen, die Dachsteinseilbahn stellte die Seilbahntickets für die Schüler:innen gratis zur Verfügung.
Spannende Experimente
Unterstützt von drei Chemie-Lehramtsstudierenden konnten die Schüler:innen spannende Experimente direkt im Hochgebirge durchführen: Sie ermittelten die Siedetemperatur von Wasser in 2687 Meter Seehöhe, untersuchten mittels Wärmebildkamera die Temperaturunterschiede zwischen Eis- und Steinflächen und lernten, welche Auswirkungen Kohlenstoffdioxid auf die Erderwärmung haben kann. Dabei wurden vor Ort auch Proben für den Unterricht genommen.
Für Schulklassen ohne direkten Zugang zum Gletscherlabor ist es möglich Gletscher aus Europa virtuell zu durchwandern. Ermöglicht wird dies durch eine frei zugängliche digitale Lernumgebung (www.glaciereducation.com). Durch Ergänzung von Virtual Reality ist es zudem möglich, mit Hilfe einer VR-Brille selbst über den Gletscher zu wandern. Das Projekt hat auch die Expert:innen im Erasmus-Programm überzeugt, die es als „Good-Practice-Project“ ausgezeichnet haben. Spitzer denkt nun bereits an die Zukunft: „Langfristig wollen wir dieses Projekt bis in die Arktis ausrollen.“ So konnte er sogar die nördlichste Schule der Welt auf Spitzbergen für eine Zusammenarbeit gewinnen. Und „künftig wollen wir Schüler:innen ermöglichen, noch stärker mitforschen zu können.“
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